”Die 1984 in Kattowitz, Polen geborene Künstlerin der hier hängenden Gemälde vergleicht ihre Arbeitsweise mit der eines virtuosen Jazzpianisten. Die Entwicklung beider Künstler beginnt mit der akribischen Erarbeitung handwerklicher Geschicke, dem Spielen nach Noten, dem Zeichnen der Wirklichkeit. Nach einer Weile verselbstständigen sich die Finger und einzelne Passagen können wie einstudiert wiedergegeben werden, ohne jede einzelne Note, jeden einzelnen Strich bewusst zu spielen oder zu setzen. Es beginnt auch die Phase an der man sich nicht mehr an gelernten Rezepten der Komposition festhält, sondern frei interpretiert. Irgendwann, nach jahrelangem spielen oder malen, hat der Künstler sein Handwerk insofern verinnerlicht, als dass er im Moment der Komponierens alles vergisst was er jemals gelernt hat und eine andere Kraft als der Verstand sein Tun steuert. Ja sogar, in dem Moment wo sich der Pianist oder der Künstler seiner selbst und seinem Willen bewusst wird und er versucht wieder zu denken und zu steuern, verspielt er sich, er stockt, er hackt. Das Bild wird unharmonisch, es bricht ab. Er muss wider loslassen, sich komplett seinem reinen tun widmen und alles vergessen, dann beginnt wieder der Fluss und die Komposition erschafft sich selbst. Die Werke die sie hier sehen sind genau solche sich selbst erschaffende, virtuose, Improvisationen. Gemalt ohne zu denken. Selbstständige Bilder, denen der aufmerksame Betrachter ansieht dass sie fließen. Denen man ansieht wie sie sich quasi selbst erschufen. Die Künstlerin möchte sich weitestgehend aus Interpretationen und Analysen herausnehmen und regt dazu an, die Kunst um Ihrer selbst Willen zu betrachten. Die Künstlerin heißt Marcela Kamanis. Das bin ich.
10. Oktober 2015
Malerei