05.06.2013
Es ist tatsächlich soweit. Die letzen Wochen seit meiner Entscheidung auf Weltreise zu gehen waren wahnsinnig intensiv und aufregend. Im Bewusstsein dass ich nur noch eine bestimmte Zeit mit meinen Freunden, Lieben und meiner Familie verbringen kann, hat sich eine besondere Art des Genießens und der Wertschätzung eingestellt. Meine Tage verbrachte ich meist ungefähr so: Morgens um 6 Uhr aufstehen, Formalitäten klären wie Steuererklärung, GbR auflösen, Briefe verschicken, Pläne schmieden, usw. Ab 15 Uhr hat dann jeweils täglich mein Training angefangen, und da ich die Atmosphäre in der Sportschule so sehr liebte, blieb ich den ganzen Tag, meist bis 22 Uhr dort. Drei bis fünf Stunden Training absolvierte ich täglich, weil es mir gut tat, ich mich selbst fitter und stärker machen wollte, und damit meine Freunde und Familie beruhigen konnte. Ich selbst genoss es aber auch sehr endlich richtig meinen Körper zu spüren, zu erleben was Schmerzen sind, wie sie sich anfühlen, wie man sie bekämpft und wie sie die Bewegungen verändern. Solche Art Schmerzen sind tatsächlich befreiend. Man überwindet sich selbst. Man lässt plötzlich los und gleichzeitig eine Menge zu. In dem „Aufgeben“, das man zunächst als Versagen empfindet, da man den Schmerz z.B. nicht ertragen kann oder besser „will“, findet man eher so etwas wie Erlösung. Ich lasse los, geben die Kontrolle auf, Kämpfe nicht mehr gegen den Schmerz an, sondern lasse ihn zu und merke dabei: Er gehört zu mir. Er tat es schon immer. Und dabei ist es egal ob es der körperliche oder seelische Schmerz ist, er gehört zu mir und meinem Körperempfinden und es ist wundervoll diesen Kampf „verloren“ zu haben. Man versöhnt sich anschließend mit ihm und ist ein Stückchen mehr mit sich im Reinen.
Ich lernte wie es ist matt, deprimiert und platt zum Training zu kommen und innerhalb der Aufwärmphase Freiheit, Lockerheit, Leichtigkeit und Lebendigkeit zu erleben. Ich lernte wunderbare Menschen kennen, Kämpfer, Strategen, Philosophen, Freunde, Verkannte, Meisterschüler, Helfer, Sympathisanten, Schüler, und Mütter. Ich erlebte was es bedeutet los zu lassen und sich gleichzeitig Verbunden zu fühlen. Ich lernte was es bedeutet Vertrauen zu haben. Vertrauen zu haben. Das war in dieser Zeit wahrscheinlich meine wichtigste Lektion. Ich lernte Hilfe anzunehmen. Und ich bekam soo viel Hilfe. Ich wurde unterstützt und gehalten und wunderte mich immer wieder aufs Neue wie ich zu dieser Ehre gelange und womit ich es verdient habe mit so wunderbaren, großzügigen, hilfsbereiten, warmherzigen Menschen gesegnet zu sein. Und gleichzeitig musste ich mich darauf gefasst machen genau diese Menschen bald für lange Zeit zu verlassen… Ich bin so wahnsinnig Dankbar für Die mit denen ich meine letzten Wochen in Deutschland verbringen durfte. Freunde die sich Zeit genommen haben mit mir feiern zu gehen, für mich zu kochen, mit mir essen zu gehen, Paintball spielen, Schach spielen, am Rhein abhängen und Softeis essen, Kaffee trinken, einen Urlaubstag in der Sauna zu verbringen, wunderbare Momente zu genießen. Ich bin so dankbar für die Menschen die mir Organisatorisches abgenommen haben, die es geschafft haben viele Andere zu mobilisieren um z.B. innerhalb kürzester Zeit meine komplette Wohnung auszuräumen! Ich habe alleine in meiner Kampfschule wahnsinnigen Zusammenhalt und tiefe gegenseitige Zuneigung erlebt! Ich bin Dankbar für die Menschen die sich meiner Dinge angenommen haben, die meine schönen Gegenstände bei sich aufnehmen, meine Schuhe, meine Kleidung tragen. Ich finde das so wundervoll, weil ich damit nicht das Gefühl habe irgendetwas zu verloren zu haben. Alles ist da, alles ist bei Menschen die ich liebe. Und es ist witzig Freunde zu treffen die meine Klamotten anhaben:-)
Die Zeit war sehr intensiv. Ich spürte andere direkter und stärker als zuvor. Wenn ich jemanden traf, er mir seine, ich ihm meine Geschichte erzählte, hatte man eine direktere, ehrlichere Verbindung zu einander. Bei anderen wiederrum bewirkte diese direkte Verbindung eher Distanziertheit und wirkte auf alteingesessene Probleme geradezu katalytisch. Alles hat halt seine Kehrseiten, das verstehe ich. Und ich habe auch verstanden dass man auch in dieser Hinsicht vertrauen haben muss, dass alles wie es kommt, seine Richtigkeit hat. Aber es ist doch manchmal so ironisch… Grade in den letzen Wochen lernt man plötzlich jemanden kennen der auf eine seltsame Art und Weise einen direkten, unmittelbaren, natürlichen Zugang zu deiner Seele und zu deinem Herzen hat, und dann verlässt du ihn. Getröstet lediglich von der Annahme dass alles, also auch DAS seine Richtigkeit haben soll?! Vertrauen haben. Meine Lektion.