Hahaaa, ich weiß nicht was für Vorstellungen ich hatte, von der Zarenbahn, Luxus und Gloria… : PHA! Nix da! Wir haben fast nen Zusammenbruch erlitten als wir unser Abteil erblickten. 4qm für 4 Personen, keine Dusche, kein WiFi!! -Aber ehrlich gesagt haben wir uns ganz gut und schnell daran gewöhnt und alles klappt mit unserem Zusammenleben auf engstem Raum.
Ne ordentliche gründliche Katzenwäsche mehrmals täglich tut`s soweit. Nur Haarewaschen ist grade echt noch ein Problem. Ich zähle Tag 3 auf unserer ersten Etappe nach Beijing. Bis Ulaanbataar sind es noch weitere 3 Tage, und damit die nächste Gelegenheit an Internet, ne Dusche und ne Möglichkeit seine Klamotten zu waschen ran zukommen. Jeder von uns hat im Vorfeld zwei volle Tüten an Proviant eingekauft, da uns erzählt wurde dass es lediglich kochendes Wasser an Bord gibt und das was das Bordrestaurant zu bieten hat und natürlich ziemlich teuer ist. Also haben wir uns mit Vodka, Instantnudeln und -Kaffee, Chips, Keksen, Teebeuteln, jeder Menge an Süßigkeiten und Obst eingedeckt. Wir teilen alles und es scheint auch soweit ganz gut zu reichen. Für mich MUSS es reichen, hab kein Bargeld mehr und mitten in Sibirien ist NIX mit Bankautomat und so;) Die Zugbegleiterinnen waren zunächst recht grob, keiner sprach englisch oder sonst eine Sprache außer russisch und mongolisch. Mittlerweile sind sie aufgetaut und lächeln sogar. Eine Englischsprachige hab ich getroffen und mich ein wenig mit ihr Unterhalten. Sie kommt aus der Mongolei, hat vier Kinder, ist 38 und arbeitet seit 20 Jahren auf der Strecke, davon 3 Jahre im Abschnitt Ulaanbataar-Beijing. Sie hat mir Fotos aus Ihrer Heimat gezeigt, Ihrer Hochzeit, Ihren Kindern, Ihrem Ehemann, dem harten Winter und dem heißen Sommer. Es ist der erste Eindruck den ich von der Mongolei habe, denn ich habe mich absichtlich kein bisschen über das Land informiert da ich einen unverfälschten, ungetrübten, naiven Blick haben wollte. Warum im Vorfeld selbst Vorurteile schaffen?! Ich habe ihr Fotos von meiner Familie gezeigt, von meinen Freunden, Düsseldorf, Weihnachten, meinen Reisen und meinem Leben.
Erstaunlich wie vertraut man einander gegenüber sein kann, sein möchte! Man spürt wie sich jemand einem gegenüber öffnet, man spürt wessen Geistes Kind derjenige ist, man erblickt ein wenig das Herz und öffnet sich ebenso. Schön sich so verbunden zu fühlen. Obwohl man völlig fremd ist. Fremde bekommt somit einen Hauch Relativität.
07.06.13
Witzig wird immer mehr die Frage: „Wie spät ist es?“ Wir passieren seit Moskau nun bereits vier Zeitzonen, die Handys stellen sich irgendwie ein, aber irgendwie alle anders:) Jede Uhr von uns scheint anders zu laufen, die Tage werden irgendwie immer kürzer, da wir kontinuierlich gegen Osten reisen. Ein bis zweimal am Tag machen wir an Bahnhöfen halt und hoffen auf Internetzugang mittels WiFi, heute war es nach drei Tagen soweit. Ich hatte 57 Nachrichten die ich gar nicht alle beantworten konnte, da musste wir schon wieder in den Zug und weiterreisen.
Ich verbringe meine Zeit am liebsten damit mit Musik aus dem Fenster zu gucken und zu beobachten wie die Landschaften an mir vorbeiziehen, oder ich an ihnen??? Hier und da mache ich ein Foto, viele Eindrücke bleiben aber für mich privat und undokumentiert. Kurioserweise finde ich hat sich die Szenerie kaum verändert. Alles sieht immer noch aus wie in Polen wo ich als Kind gespielt habe und das obwohl wir über 5000km von da entfernt sind. Aber es sind die gleichen Bauten, die gleichen Spielplätze, Autos, Strukturen, Läden, Kioske, der gleiche Geruch!
Erstaunlich.
Die Dörfer wieder rum werden immer hölzerner: Keine Steingebäude mehr, nur noch Holzhütten mit bunt bemalten Fenstern, keine Strassen, nur noch Schlammwege. Es duftet nach Wald, Moor, Blumen, Kohle, Feuer, Rauch, Stahl, Wiese, frisch, natürlich, lebendig. Jede Menge Birken, einige Füchse, Sümpfe, wilde Blumen, violette, blaue und gelbe, Nadelbäume, viel wildes sattes Gras, sanfte Hügel oder totale Flächen, unberührte Mischwälder, unberührte Natur, aber doch vertraut bis hier her.
Abends ist es schön, ein Nebel senkt sich über die Landschaft, verpackt alles in zuckerwattrige, grau-weiße Schleier.
Der Duft wird kühler, feuchter, rauchiger, erdiger. Ein wunderbares Gefühl. Und für mich, da es mich an Heimat und an Kindheit erinnert, besonders intensiv.
Ich vermisse viele Menschen. Loslassen und doch im gleichen Atemzug das Zulassen von etwas Neuem. Ich könnte heute „heim“ kommen und wäre zufrieden mit mir viel gelernt zu haben, doch ich bin grade mal am Anfang meiner Reise. Ich könnte heute „Heim“ kommen und wäre furchtbar beschämt darüber so früh aufgegeben zu haben, und würde es mir nie verzeihen meine Reise nicht fortgeführt zu haben. Du siehst: Alles, Nichts, whatever:)
09.06.13
Tag 5 in der Transsibirischen Eisenbahn. Die letzen Tage war es ein running-gag nach der Uhrzeit zu fragen. Jede Uhr sagte was anderes, jedes Handy hat sich auf irgendeine Uhrzeit eingestellt, kein Zeitplan stimmte mehr, und unser Schlafrythmus ist komplett durcheinander geraten. Letze Nacht hab ich nicht geschlafen, denn irgendwie war ich überhaupt nicht müde als die Sonne Unterging, hab gelesen und Musik gehört und Fotos bearbeitet. Irgendwann mach ich die Rollos hoch um zu sehen wie es grade draußen aussieht und die Sonne ging auf?! Meine Uhr sagte mir aber 2.24 Uhr?! Keine Ahnung was für eine Zeitzone die grade angezeigt hat! Ich schlief heute also irgendwann morgens ein Stündchen, dann hielten wir an und der Bahnsteigablauf Modus „Wi-Fi -Suche“ wurde von allen absolviert, was ungefähr so zu beschreiben wäre: 6 Mädels aus England, Schottland, Irland, Frankreich, Australien und Deutschland (und ein Typ dessen Namen ich mir bis HEUTE nicht merken konnte, bis mir eine Freundin die Eselsbrücke zum letzten DDR Präsidenten schlug) laufen kreuz und quer über den Bahnsteig und rufen sich gegenseitig zu wer wo was für ein Wi-Fi-Signal hat. Eine Szene! Ich sag`s euch…. Jedenfalls hatten wir heute morgen kein Glück, dafür einen ersten Blick auf den Baikal-See.
Die Landschaft draußen hat sich bis heute Nachmittag ehrlich gesagt selbst nach über 5000km hinter Moskau kaum verändert: Ich sah nur Birken, Birken, Birken, hier und da ne Fichte, nen Fuchs, Birken, Birken, ne Fichte, Birken bis zum durchdrehen und hier und da ne Holzhütte mit bunt bemalten Fenstern. (Hab ich das schon geschrieben??) Ich kann echt keine Birken mehr sehen!
Ich kann es nicht fassen wie es draußen nach soooo vielen Tausend Kilometern immer noch aussehen kann wie kurz vor Köln! Mittlerweile sind die allermeisten Birken gewichen, es wurde hügeliger, bergiger, es gab mehr Seen und Steppen. Zeitweise sah es aus wie im Schwarzwald, Zeitweise wie in Norwegen, (ich hätte schwören können ich hab ein Rentier gesehen!), zeitweise war es einfach nur wieder ne Mischung aus Eifel und Polen, und nun ist es wieder Steppe und Berge im Hintergrund. Und ich kann es nicht fassen dass die Menschen hier im Winter Temperaturen bis zu -40°, und teilweise sogar noch weit tiefer, ertragen und überleben können! Ein Wahnsinns Klima! Meine Lieblingszugbegleiterin hier, (die einzige die Englisch spricht) zeigte mir Fotos von Ihrer Familie und Ihrem Leben in der Mongolei im Winter, gekleidet wie Eskimos. Ich bin beeindruckt. Vor allem weil die süßen kleinen Hütten hier aussehen als würden sie nicht mal bei 10°+ richtig Schutz bieten. Aber ich irre mich sicherlich und es ist ganz kuschelig und komfortabel im Winter…Klaar.
Von den anderen Zugbegleiterinnen wurden wir heute zum schmuggeln angestiftet, wofür wir natürlich alle sehr dankbar sind da es unseren natürlichen Drang zur Rebellion befriedigt. Ich wollte im Gegenzug wiederum eine Möglichkeit und Hilfe dabei bekommen meinen Traum zu verwirklichen und auf das Dach des Zuges zu klettern um dort einpaar Fotos zu schießen. Sie meinten aber vorher würde ich geschoßen werden:) Gut. Ich überlege es mir nochmal. 😀
Gestern habe ich es geschafft mir die Harre zu waschen. Warum das schwierig sein soll? Nun hier an Bord ist es so dass wir zwar immer schön fließend Wasser haben, allerdings muss man dafür mit aller Kraft so kleinen Bolzen am Wasserhahn hoch drücken damit etwas Wasser raus kommt, und das auch nur während man mit aller Kraft drückt und damit den Wasserfluß selbst behindert…. Und das Waschbecken ist so klein das man wirklich keinen erwachsenen Schädel darunter halten kann. Lösung: Wasser in eine max. 0,5L Flasche füllen und damit Haare waschen. Easy. Hätte man auch früher drauf kommen können;)
Beim nächsten Stop, an der Grenze zur Mongolei, halten wir für ganze 3,5 Stunden und es geht das Gerücht rum das es dort eine Dusche gibt. Eine warme! Morgen 7 Uhr Moskauzeit (niemand weiß was das nun für uns bedeutet soll) kommen wir in Ulaan Bataar an (niemand weiß was uns da erwarten soll) Nun, ich muss sagen, es ist sehr entspannt so wenig zu wissen, so wenige Möglichkeiten zu haben und mit solchen seltsamen spartanischen Bedingungen klar zu kommen. Mal was anderes. Und wieder ein schöner Beweis dass man gar nicht weiß was alles Möglich ist und mit wie wenig man prima zu recht kommt. Meine Lieblingsbeschäftigung ist es, mich so weit es geht aus dem Fenster zu lehnen und mein Gesicht in die Sonne zu halten, ein paar Fotos zu schießen, die Luft zu schnuppern, meinen Geist ruhen zu lassen, zu genießen, zu spüren. Nur wenn ich wieder Birken sehe gehe ich lieber `ne Runde schlafen.
Die Mädels mit denen ich hier zusammen bin sind wunderbar, ganz unterschiedlich, sehr entspannt, klug, locker, harmonisch und liebenswürdig. Ich habe wirklich Glück! Ich freue mich aber auch jedes Mal wie ein Kind wenn ich an einem Zwischenstopp etwas Wi-Fi abbekomme um WhatsApp Nachrichten von meinen Liebsten abrufen zu können und zu wissen dass die ganzen Bilder und Texte die ich immer wieder zwischendurch schreibe zu ihnen geschickt werden. Es ist schön so ein Kontaktmedium zu haben und ich freue mich über jede noch so kleine süße Anekdote und Geschichte, jedes Bild, jedes Detail ihres Leben das sie mit mir teilen. Danke!
Tolle Erzählung und tolle Aufnahmen!
Drücke die Daumen, dass die Reise weiter so verläuft♥
Bei uns regnet es übrigens mal wieder, alleine das wäre ein Grund für die Weltreise…
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